Heute war im Institutskolloquium der Philosophie (sowas wie eine Ringvorlesung) der Soziologe Michael Hartmann aus Darmstadt zu Besuch und hat einen sehr interessanten Vortrag zu Elitenreproduktion gehalten. Ich möchte euch nicht ein Protokoll liefern, da lohnt es sich eher eines seiner zahlreichen Bücher zu lesen. Ich möchte hier auf einen Gedanken eingehen, der in der darauffolgenden Diskussion geäußert wurde.
Wir haben jetzt ein Exelentscluster in Deutschland, welches Universitäten fördern soll, die wiederum besser als andere Universitäten in der Lage sind, die Eliten von Morgen zu fördern. Ein großes Projekt, schon von Rot-Grün ins Leben gerufen. Die Wirtschaft ist mit im Boot und alle schreien laut Hurra.
Die angesprochene Wirtschaft bringt zusätzliche Mittel auf um Spitzenkräfte zu fördern und das alles kling unglaublich toll. Doch was wird sich wirklich dadurch ändern? Wird Deutschland dadurch zukunftstauglicher?
Natürlich nicht, denn die zusätzlichen Gelder sind Peanuts im Vergleich mit den zum Vorbild genommenen Eliteunis in Amerika. Den Hauptteil der Gelder für die Eliteunis übernimmt der Staat, aber nicht durch zusätzliche Gelder, sondern durch Umverteilung. Klartext: Einige wenige Unis bekommen mehr Geld, viele andere Unis weniger Geld.
Gut das alles alleine stellt das Programm noch nicht vor ein Problem, denken doch viele Politiker und Wirtschaftsbosse, das dadurch neue Eliten hervorgebracht werden, die gebraucht werden um den Standort Deutschland zu sichern.
Dabei wird aber vergessen, dass weniger Geld, schlechtere Ausbildung bedeutet. Heißt, dass zwar neue Eliten entstehen, aber der alte Standart, die meisten Absolventen, schlechter ausgebildet in der Wirtschaft ankommen werden.
Dabei stellt sich dann die Frage, ob Beispielsweise ein super Manager hundert schlecht ausgebildete Mitarbeiter ersetzen kann. Wohl nicht. Aber das wird oft vergessen. Hauptsache Elite. Hauptsache wir haben ein paar auf die wir stolz sein können.
Aber selbst das wird nicht funktionieren. ich hatte schon einmal erwähnt, dass die aufgebrachten Mittel dennoch Peanuts sind im Gegensatz zu den Eliteunis in den USA. Ein Beispiel? Das Land Sachsen hat einen Bildungsetat von etwa 1.2 Milliarden und muss damit 17 Universitäten versorgen. Yale hat einen Etat von etwa 1.4 Milliarden. Sachsen müsste also um eine Eliteuni aufmachen zu können, 16 Unis schließen und dennoch was dazulegen.
Worauf ich eigentlich aufmerksam machen will, ist, dass in Deutschland einfach zu wenig Wert auf Bildung gelegt wird und die Politik allein durch falschen Aktionismus auffällt. Es wird suggeriert, wenn wir erstmal Eliteunis haben, die keine sind, dann wird es insgesamt besser, obwohl die Qualität dadurch abnehmen wird.
Noch eine Zahl? Die Durchschnittlichen Ausgaben aller Länder dieser Welt für Bildung betragen laut OSZE 1% des Brotto-Inland-Produkts, in Deutschland werden gerade mal 0.5 % ausgegeben.
Aber Bildung kostet Geld und wenn mehr Geld vorhanden wäre, könnte man auch über Eliteunis nachdenken, wenn aber das Geld nur schlechter verteilt wird ist das in Tritt in den eigenen Hintern. Denn selbst die, die vermeintlich gewinnen, also die Spitzenkräfte von Morgen, sind auf einen vernünftigen Mittelbau angewiesen, sonst können sie noch so gut sein, das können sie dann auch nicht mehr ausgleichen.
Legt mehr Wert auf Bildung!
Kommentare
Es ist sicher richtig, dass für Bildung in Deutschland mehr Geld ausgegeben werden muss, meinetwegen gerne zulasten verschiedener anderer Subventionen in Wirtschaft und Gesellschaft, die letztlich praktisch immer mehr schaden als nutzen.
Dennoch hinkt der Vergleich einer privaten Universität wie Yale mit staatlich finanzierten.
Wie meinst du das? Ich wollte mit dem Vergleich von Yale und Sachsen aufzeigen, wie utopisch es ist zu glauben, wir würden jetzt auch solche Eliteunis bekommen, wie wir sie uns zum Vorbild nehmen. Mit den momentanen Mitteln ist das nicht zu bewerkstelligen. Man müsste massiv den Bildungsetat hochfahren.
Aber auch ohne eine Eliteuni muss klar sein, dass wir mit so geringen Ausgaben einfach nicht vorran kommen werden. Da kann man noch so viele komische Sachen. Umstruckturieren ist einfach nicht drin, wenn man viel zu wenig Geld hat.
Und denkt bitte nicht, dass Studiengebühren dabei irgendetwas ändern werden, dafür müssten sie um mindestens das 10fache höher ausfallen als geplant.
Ich würde behaupten, dass nicht nur eine gesamtgesellschaftliche Diskussion über den Stellenwert von Bildung nötig wäre, sondern eine über die Notwendigkeit von Eliten, welcher Art auch immer, überhaupt. Egalitäre Gesellschaften, in denen weniger der Wettbewerb und Konkurrenz, sondern eher Gleichheit und Solidarität immanente Werte sind, gibt es auch – und sie funktionieren prächtig. Ich rede dabei nicht vom Kommunismus, der diesen hehren Idealen nur theoretisch verpflichtet war, sondern bspw. von den skandinavischen Ländern oder den Niederlanden, die ganz nah und doch ganz anders sind. Das schlägt sich auch in den dortigen Bildungssystemen nieder.
Ich denke Elite-Unis dienen aus Sicht der Förderer auch dazu schon frühzeitig Seilschaften und Kumpanei zu fördern. Es gibt solche Unis die sogar offen zugeben, dass das familiäre Umfeld oft wichtiger ist als die Noten. Und dann kommt dann so wat wie der Bush bspw. .
Trotz alledem verdient die deutsche Bildungsystem natürlich mehr Geld. Und das natürlich im Gesamten.
MaloXP ich gebe dir ganz Recht, bin nur vorsichtig, die üblichen Vergleichskandidaten aus Skandinavien vorschnell herbeizubitten. Das sind alles kleine Länder, richtig kleine Länder und die Elitenbildung in Deutschland und anderen Ländern ist sicher nicht nur Systembedingt. In wiefern Eliten das Elitensystem bilden und dieses dann wieder Eliten reproduziert, ist Recht eindeutig. Die Frage, wie du sie ja auch stellst, ist doch wie kann man eine gesellschaftliche Debatte darüber führen und würde sie etwas bewirken?
Um das bewerten zu können, müsste man diese Neidbildung in Deutschland, Frankreich und England, als die Paradebeispiele untersuchen. Warum bildet es sich in diesen Ländern und in skandinavischen Ländern nicht so sehr?
Ich denke, dass dabei die größe der Bevölkerung eine enorme Rolle spielt, bin aber kein Soziologe und habe keine Vergleichszahlen.
Dennoch, das Skandinavienbeispiel hinkt, weil es nicht wirklich zu vergleichen ist. Dort 8 Millionen Einwohner, hier 10 mal so viele. Wer sagt denn, dass die Schweden oder Finnen nicht doch auch so neidvoll würden, sollten sie erstmal so viele sein?
Aber ich gebe dir Recht, dass eien Diskussion unbedingt nötig ist!
[…] kann man schon feststellen, dass es wieder eine der Entscheidungen war, die vertuschen soll, dass Deutschland zu wenig Geld und Aufmerksamkeit in seine Bildung investiert. Blinder Aktionismus und ein Optimismus der vor Naivität nur so trieft, waren wohl die […]
Die Sache mit den Eliteunis ist eine Anmaßung sondergleichen und eine Verhöhnung der Demokratie. Wieder einmal wird von oben herab entschieden, was gut für uns sein soll.
Es gibt nur einen, der auf eine demokratische Weise entscheiden kann, was eine Elituni werden kann, und das ist der Student. Gib ihm die technischen und finanziellen Mittel eine Uni spüren zu lassen, was er von ihr hält und die besten werden sich durchsetzen. Und die Bildung wird für alle besser.