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Ein gern vorgebrachtes Argument für das Fortleben des Prints ist die Haptik einer Zeitung oder eines Magazins, die ein Computer oder sonstiges digitales Gerät nicht ersetzen könne. EIn gar nicht so schlechtes Argument, auch wenn ich nicht denke, dass dieses Argument den Printjournalismus davon abhalten sollte, ihre momentane zweigleisige Strategie dahingehend zu ändern, dass die inhaltliche Qualität sich sowohl im Print, als auch Online gleichbedeutend etabliert. Denn das Haptikargument scheint viele Verlage genau davon abzuhalten.

Das Problem dieses Arguments ist die Vorstellungskraft und der Wechsel der Generationen. Ich als relativ junger Mensch habe noch gerne ein Buch, eine Zeitung oder ein Magazin in der Hand und kann diese Haptik noch nachvollziehen, aber ich kann mich ebenso für Verheißungen technischer Geräte der nächsten Zeit begeistern und bspw. an einem iPhone rumzuspielen macht auch enorm was her. Wenn man sich die Konzeption der oben im Video gezeigten Studie von Bonnier eines neuartigen Tabletcomputers, E-Bookreaders, oder einfach Pad anschaut, dann kann ich mir eben im Gegensatz zu eher älteren Semestern vorstellen, dass diese einfach und nett zu handhabenden Geräte Printprodukte vollständig ersetzen könnten. Nicht,w eil sie dieselbe Haptik nachbauen oder zu simulieren versuchen, sondern, eil sie eine technisch ausgereifte Lösung bereitstellen, die einer neuen Generation eine neue Haptik gibt, die eben ebenso Erinnerungen in vielen Jahren erzeugen wird, wenn diese Technologie durch eine andere ersetzt werden wird.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Um ein Magazin zu lesen, muss ich nicht mehr an den Kiosk, in den Urlaub muss ich nicht mehr auswählen, welche schweren Bücher ich mitnehme, Notizen können nicht mehr aus dem Buch fallen, ich kann Stellen schneller suchen etc. Apple wird wohl bald seine eigene Vorstellung von einem solchen Tablet vorstellen und wie sehr das die Welt verändern kann, haben wir am iPod gesehen. Es gab schon vorher MP3-Spieler, aber erst ab dem iPod waren sie hip, cool, was auch immer. Jeder hatte auf einmal so ein Teil und wenn Apple wieder ein so grandioses Konzept vorstellt, dann werden wir sicher in den nächsten Jahren Zeuge einer vollzogenen Revolution im medialen Bereich, die sich schon lange Angekündigt hat, aber noch ihren Siedepunkt sucht.

Mit dem iPhone und dem neuen iPod Touch ist angedeutet worden, was die Haptik des digitalen Lesens sein wird. Jetzt brauch es nur noch einen weiteren Schritt, denn das iPhone ist zum Lesen zu klein. Aber vermutlich wird Apple die Revolution noch ein wenig verschieben, denn das Tablet wird sicher zu Beginn so dermaßen teuer, dass Apple noch genug Zeit hat, die Bedingungen der Kapitulation auszuhandeln, die der Print unumgänglich wird unterschreiben müssen.

apple-verleger
Zu prophetische Worte? Ich denke nicht, auch wenn die Entwicklung sicher noch ein wenig auf sich warten lassen wird, zeigen Konzepte wie das oben oder der Hype um das neue iPad, dass hier Erwartungen vorhanden sind, die weit stärker sein werden, als der konservative Hang lieber das zu machen, was seit jeher getan wurde.

Ich denke, wir werden weiterhin unsere Zeitung am Frühstückstisch lesen, ein Buch mit aufs Klo nehmen und im Zug in Magazinen schmökern. Aber das Medium wird nicht mehr aus Holz sein. DIe Frage ist für mich nicht mehr ob, sondern nur noch eine Frage wann. Die selbstzugeschriebene Vision von Bonnier ist to continuously reinvent the art of publishing und das sollte auch in deutschen Medienköpfen eine größere Rolle spielen. Niemand will auf Journalismus verzichten, aber der Journalismus muss einen Schritt weiter gehen.

Wie seht ihr das, widersprecht mir, wenn ihr meint, ich lehne mich hier zu weit aus dem Fenster.

Video gefunden bei Sven Ganter und Quote von Ibo

Kommentare

Nein, keineswegs. Für mich ist ebenfalls eher die Frage, wann das „elektronische Lesen“ klassische Printmedien spürbar zurückdrängen wird und nicht ob dieser Umstand eintreten wird. Allerdings stellt sich auch noch die Frage, in welcher Art (journalistische) digitale Inhalte konsumiert werden. Das „Paid Content Modell“ tut sich in dieser Hinsicht immens schwer und Werbung allein finanziert aufwändigen Journalismus nicht. Siehe dazu auch die gegenwärtige Auseinandersetzung der klassischen Printverlage mit Google(News).