Es rollt gerade eine Diskussion um das Mitmachen auf die Blogosphäre zu. Ix, Alexander und Cem haben sich zu Wort gemeldet und Kommentare werden noch viele folgen. Dass das auch auf diesen Gemeinschaftsblog zutrifft, ist schon fast müßig zu erwähnen. Ich war auch Mal sauer, so viel Arbeit hier rein gesteckt zu haben, die sich nur sehr bedingt gelohnt hat. Für mich. Von Relevanz zu reden habe ich schon vor längerer Zeit aufgegeben, es sei denn es lässt sich damit Geld verdienen, dann ist meinetwegen alles Relevant, wenn dir jemand zustimmt. Definitionen helfen da auch nicht weiter.Aber Ärger verfliegt und es bleibt dann etwas, dass man Entscheidung nennt, was aber irre führt, das es nur zwei Auswege suggeriert. Man hat derer aber viele. Man kann professionalisieren, sich noch mehr Amateure suchen, es alleine machen, gar nicht mehr machen oder was auch immer. Wen soll das denn bitte interessieren? Warum müssen wir immer so tun, als ginge die Welt unter, wenn doch nur einer der eignen Träume gerade zerplatzt ist.

Dass damit Engagement nicht gewürdigt wird, ist doch Blödsinn. Es kommen viele, weil es sie interessiert und wen das nicht freut, der hat vielleicht ein wenig zu viel erwartet. Glaubt ihr denn wirklich, nur weil es jetzt digital ist, ändert der Mensch, ändern Gesellschaften ihre Handlungsmuster und -strukturen von Grund auf? Mitmachen ist so eine Sache. Kann man nämlich nur begrenzt im Leben. Während ich hier so einen Scheiß schreibe könnte ich mir den Hegel nochmal gründlich vornehmen und so meine Welt erweitern, könnte neben meiner Freundin im Bett liegen und meinen morgigen Tag erweitern, könnte endlich Mal mit dem Buch anfangen, dass ich seit einem Jahr als Idee mit mir herumtrage und mein Leben verändern, könnte people in motion anrufen und mich erweitern, könnte, könnte, könnte. Dass das Argument keine Zeit zu haben, immer auch ein wenig mit weniger Lust zusammenhängt, liegt in der Natur der begrenzten Zeit. Man kann nicht auf jeder Hochzeit tanzen und manche Bräute sind eben netter anzuschauen als andere. Der eine mag es üppig, der andere eher gemütlich, der nächste ist politisch und der, der da am Eingang steht, dem ist alles eher egal.

Was soll diese Diskussion bringen, außer noch mehr Ärger? Was soll es bringen mal in die Runde zu fragen, woran es liegt? Das funktioniert nicht beim Bloggen und funktioniert auch nicht beim Fußball. Jedes Mal, wenn wir mit der 2. Mannschaft wieder Mal ne Klatsche kriegen, fragt irgendwer in die Runde und nicht selten bin ich das. Was bringt es aber? Vielleicht etwas für mich? Sich Gedanken zu machen, ist meine Art, wird die Art derjenigen sein, die die Diskussion um das Mitmachweb anstoßen. Ob das Sinn macht, weiß man immer erst später. Manchmal geht was, manchmal eben nicht. Aber wie schon erwähnt, die Welt geht nicht unter, mit ein wenig Abstand nicht einmal die eigene. 6:2 verloren, 9:0 auf den Sack bekommen, wieder ein Monat ohne einen Artikel hier, wieder nicht angerufen. Mit ein wenig Selbstreflexion erklärt sich alles, was dahinter steckt. Nicht immer ist es die Trägheit der Masse, nicht immer ist es die Angst vorm System oder die Politikverdrossenheit. Manchmal hat man einfach was besseres vor. Manchmal haben eben viele was besseres vor.

Ich ziehe meinen Hut vor Leuten, die dennoch weiter machen, neue Ideen entwickeln und nach vorne schauen, wenn es Mal nicht so gelaufen ist. Aber ich ziehe ihn auch vor denen, die sagen, dass sie dann vielleicht doch nicht unbedingt jeden Sonntag auf dem Platz ihren Kindern die gemeinsame Zeit stehlen wollen und das eben dann auch so sagen. Nervig sind nur die, die sagen, dass sie kommen und dann ne halbe Stunde später anrufen, dass doch irgendein besserer Scheiß dazwischen gekommen ist. Die gehen mir auf den Sack, weil sie mir mit ihren Entscheidungen keine eigene Entscheidung mehr erlauben.

Es ist doch irgendwie ganz schön, dass jetzt nicht alles anders ist. Die Fußballvereine stöhnen, dass die Kids jetzt lieber Online zocken und die Onlinecommunities stöhnen, dass bei gutem Wetter dann doch viele nicht kommen.

Ich will jetzt nicht in eine Relativitätstheorie der Relevant abrutschen, aber manchmal muss man doch auch drauf hinweisen dürfen, dass der Enthusiasmus so nicht geteilt wird, ohne dass es so aufgefasst wird, als würde man alles schlecht reden oder alles scheiße finden. Und die Berufsnörgler sind in Deutschland eben nicht nur Lehrer oder am Stammtisch zu Hause. Ob jetzt das Wlan nicht so toll oder ob die ganze re:publica uniteressant war, ist doch selbst nur soweit interessant, wie es einen selbst interessiert. Genauso ist das Desinteresse an der Endlosrekursion auch nur soweit interessant, wie es mich ärgert und ich uneingelöstes Interesse an dieser zeige. Das mag sich zu sehr nach Aufgeben anhören, aber das wäre wieder nur die Entscheidung in eingeschränkter Sicht. Ich würde hier gerne mehr lesen und nicht selbst alle paar Pfingsten Mal einen Pseudobeitrag ins Blau feuern.

Ich würde jetzt gerne so einen nach Lebenserfahrung klingenden Spruch reinhauen, der irgendwie die eigenen Träume mit den eigenen Kindern vergleicht und und darauf verweist, dass man nur versuchen kann, sein Bestes zu geben, was daraus wird, steht einem nicht mehr zu. Aber das wäre vermessen, genauso wie es vermessen wäre ix oder Cem so einen Beitrag vor den Latz zu knallen, der ihnen sicher auch nicht weiter hilft, weil sie den Brei sicher schon mehr als einmal ausgelöffelt haben, um den ich hier so blumig herumschreibe.

Ich kann noch nicht Mal beurteilen, ob diese Konferenzen jetzt toll waren und ich mich da auch engagieren sollte oder nicht, weil ich da so gar nicht für bin. Auch wenn mir schon oft vorgenommen habe, mal da hin zu fahren. Aber eigentlich sitze ich eben lieber mit people in motion bei Wein oder Bier und quasssel ihn voll, wie ich mir das mit dem Internet zu vorstelle. Er hört mir zu und sagt mir was er für Kappes hält. Ohne Sessionbegrenzung, ohne hundert andere, die vielleicht auch was dazu zu sagen hätten. Ist eingeschränkt, weiß ich. Ist aber ebenso eine andere Form. Ob man weiter kommt, wie man weiterkommt, ob man überhaupt weiter will, muss man dann selber beschließen. Mit Wut im Bauch geht das aber nicht.

Deshalb schreibe ich hier ab und an ins Blaue und wenn jemand meint, er müsste das auch tun, dann freue ich mich. Bis der dann irgendwann auch nicht emrh so recht will. So ist das eben. Den Spaß am Schreiben nimmt es mir nur kurzfristig. Auf lange Sicht muss man eh machen, was man will, oder was Kohle bringt. So wird es im Internet auch noch kommen, wenn es nicht schon so ist.

*Überschrift habe ich weggelassen, keine Zeit mehr. Meine Freundin hat mich nämlich gerufen, ich solle ins Bett, ihr wäre kalt und ich müsse Morgen früh raus.

Kommentare

Schöner, fetzig geschriebener Artikel! Ich lese gerne ab und zu hier und rege mich nicht auf, dass es nur sporadisch was Neues gibt: es braucht eben seine Zeit, bis ein Thema dich wieder motiviert, in die Tasten zu hauen – was hätte die Welt davon, wenn du dich zwingen würdest, das öfter zu tun, auch wenn du keine Lust hast? Und RELEVANZ liegt im Auge des Lesers, nicht auf der Tagesordnung einer Re:publica.

„Ich war auch Mal sauer, so viel Arbeit hier rein gesteckt zu haben, die sich nur sehr bedingt gelohnt hat.“

es ist halt immer die frage, wann sich etwas für einen lohnt, wenn man mal von der finanziellen seite absieht. das muss jeder für sich entscheiden.

Ich wollte mal Berufsmusiker werden. Als ich nach langer Vorbereitungszeit vor der Tür zur Aufnahmeprüfung stehe, drehe ich mich um und verlasse das Gebäude – schmerzlos, befreit.
Musik blieb für 20 Jahre mein Hobby, mit viel Spaß, Freunden und Freude.
Vor diesem Hintergrund schaue ich mir oft die Gesichter der Menschen hier in unserer Stadt an, die mit ihren Instrumententaschen auf dem morgendlichen Weg zur Probe in der Oper sind – und ich weiß heute, warum ich mich damals umgedreht habe.